Würm Gauting

ZukunftGAUTING

Bürgeroffensive für einen starken Ort

„Gesamtverkehrskonzept“ – ein großes Missverständnis

Pippinplatz

Seit Jahren wird in Gauting an einem Gesamtkonzept für den Verkehr gearbeitet, nachdem die Gemeinde vor dem Verwaltungsgericht empfindliche Niederlagen bei der Einführung von Tempo 30-Regelungen für die Unterbrunner- und die Römerstraße hinnehmen musste. Der Fachplaner Dr. Kaulen aus Aachen erhielt einen Beratungsauftrag, im Juni 2018 wurde im Bosco zunächst ein „Zwischenstand“ und nun am letzten Donnerstag im zuständigen Verkehrsausschuss des Gemeinderates in öffentlicher Sitzung und unter großer Teilnahme interessierter Bürger der Abschlussbericht präsentiert. Wer erwartet hatte, dass der Berater  knapp eineinhalb Jahre nach der öffentlichen Vorstellung des Zwischenstandes ein Konzept mit innovativen oder gar grundlegenden Ideen zur nachhaltigen Verbesserung der Gautinger Verkehrssituation präsentieren würde, sah sich enttäuscht.

Etwas überspitzt formuliert – „Tempo 30“ scheint die Standardantwort des Beraters auf alle Verkehrsfragen zu sein. Frustriert mussten etliche Gemeinderäte zur Kenntnis nehmen, dass Dr.Kaulen aber selbst in Sachen „Tempo 30“ auf viele wichtige Fragen („Wie haben sich die Unfallzahlen entwickelt ?“ „Was ergaben die Geschwindigkeitsmessungen ?“ „Wie lautet die Stellungnahme der Polizei ?“) keine Antwort geben konnte oder auf die Frage „Sind für Ihren Vorschlag nicht gravierende Maßnahmen mit erheblichen Kosten erforderlich ?“ lapidar reagierte „Machen Sie sich keine Sorgen, da kann man ganz vieles machen, auch günstiges, ist dann halt hässlich“. Wenn ein Berater bei einem Wirtschaftsunternehmen so schlecht vorbereitet zur Präsentation vor dem Entscheidungsgremium erschiene, würde die Geschäftsführung sich das niemals gefallen lassen….

Die engagierte Diskussion im Ausschuss blieb gleichwohl erfreulich sachlich. Klassische parteipolitische Profilierungen blieben die Ausnahme (Maximilian Platzer von der CSU plädierte für Beibehaltung von Tempo 100 von Gauting nach Stockdorf bzw. nach Buchendorf, jeweils ab dem Ortsausgangsschild und Anne Franke von den Grünen wollte die auch gewerblich geprägte Grubmühlerfeldstraße zur Fahrradstraße machen). Aber die Gemeinderäte beschäftigten sich vor allem mit den Tempo 30 Fragen. Was sind die wichtigsten Ergebnisse:

  • Die bereits geltenden zahlreichen Tempo 30 Zonen werden – auch in Buchendorf, Unter- und Oberbrunn – ausgeweitet bis auf die Durchgangsstraßen
  • Nach kontroverser Diskussion wurde – auch auf Wunsch vieler Anlieger – mehrheitlich entschieden auch die Römerstraße , Verbindungstrasse nach Gilching  und die Buchendorferstraße bis zum Ortsausgangsschild in die angrenzenden Tempo 30-Zonen einzubeziehen.
  • Das für die Bahnhofstrasse zuständige Staatliche Bauamt hat einem Radschutzstreifen bergaufwärts zugestimmt.
  • Die nach einhelliger Auffassung gut bewährte Regelung vom Pippinplatz bis zum Ortsausgang in der Germeringer-Strasse mit Tempo 30 von 7-17 Uhr zum Schutz der Kinder in Kindergarten und Schulen sei dagegen rechtlich nicht zulässig sondern nur im ersten Teilstück ab Pippinplatz und vor den Schulen bis zur Waldpromenade. In dem etwa 300 m langen Zwischenteil soll nunmehr „Freiwillig Tempo 30“-Schilder aufgestellt werden. Kein Wunsch der Gemeinderäte, aber es traut sich wohl auch niemand, gegen eine solch enge Auffassung vorzugehen, die einem wie eine Idee aus Schilda vorkommt.

Zum besseren Verständnis muss man wissen, dass sog. „lineares Tempo 30“ wie an der Germeringerstraße  nur im Umfeld von besonders schützenswerten Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Seniorenheimen zulässig ist. Der „Normalfall“ der StVO ist die Tempo 50- Regelung, von der nicht freihändig abgewichen werden kann.

Tempo 30 Zonen sind hingegen grundsätzlich nur bei untergeordneten Straßen ohne Durchgangsfunktion zulässig und erfordern – jedenfalls bei neu einbezogenen Straßen ohne Bestandsschutz – bauliche Einschränkungen auf der Straße, um ihren geänderten Charakter deutlich zu machen. Insbesondere auch an der Buchendorferstrasse eine herausfordernde Aufgabe. Busverkehr, Winterdienst, Verkehr zu Stoßzeiten, Vermeidung Rückstau auf die Münchner Straße sind einige Stichpunkte, die zu bewältigen sein werden.

Hoffen wir im Interesse des Gautinger Steuerzahlers, dass die Empfehlungen des Beraters hieb- und stichfest sind. Und dem Gemeinderat kann man nur raten, bis zu den konkreten Umsetzungsentscheidungen für die einzelnen Maßnahmen genau hinzuschauen und nachzuhaken.

Der große Wurf ? Er bleibt zunächst aus, er ist vielleicht auch gar nicht zu erreichen. Aber ein wenig mehr Inspiration und Impulse hätte man sich in so einem langen Prozess und gerade von einem renommierten Planer dann doch erwarten dürfen.

Weitere Details auch in den Berichten von SZ https://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/gautinger-verkehrskonzept-runter-vom-gas-1.4713305 und Merkur https://www.merkur.de/lokales/starnberg/gauting-ort69895/gesamtverkehrskonzept-passiert-umwelt-energie-und-verkehrsausschuss-in-gauting-13279614.html

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