Gauting hat nun eine Wärmeplanung – im gut besuchten Bosco wurden die Ergebnisse vorgestellt und die Bürger konnten ihre Fragen loswerden.
Vorab: die Wärmeplanung hilft dem einzelnen Bürger nur begrenzt, insbesondere bei konkreten Entscheidungen zu seiner zukünftigen Heizung. Sie gibt auch keine verlässliche Perspektive, wann und wo in der Zukunft (Fern- oder Nah)wärmenetze in Gauting entstehen werden. Sie ist nicht einmal rechtlich verbindlich, sondern ist mehr eine Art Gutachten, die Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigt.
Warum man so etwas dann macht? Die Wärmeplanung war eine Idee der alten Ampel-Regierung als die Empörung der Bürger über das Heizungsgesetz überschwappte. Damals wurden die Gemeinden verpflichtet solche Wärmeplanungen durchzuführen und der Gautinger Gemeinderat hat das rasch in Auftrag gegeben, solange 90 % der Kosten durch den Bund übernommen wurde.
Der Nutzen der kommunalen Wärmeplanung
Ist sie deswegen mehr oder weniger nutzlos? Das wäre definitiv falsch! Man kann als Bürger hier konkret sehen, ob das eigene Haus in grundsätzlich für Wärmenetzen geeigneten Gebieten liegt oder eben nicht. Damit hat man Klarheit, wo in jedem Fall eine individuelle Lösung für den eines Tages notwendig werdenden Ersatz der heutigen Gas-Öl- oder sonstigen Heizung gefunden werden muss (zB. Wärmepumpe, Erdwärme usw.).
Es wurden eine Reihe von „Eignungsgebieten“ für Wärmenetze definiert (zB. Schulzentrum-Pippinplatz, Gautinger Zentrum, Schlosspark/Grubmühlerfeldstrasse…). Hier ist die „Wärmedichte“ so groß, dass sich ein Netz wirtschaftlich lohnen könnte (Bandbreite von 11 – max. 20ct/kwh). Das könnte bei potentiellen Betreibern also zB. Energieversorgern oder auch genossenschaftlichen Initiativen, auf Interesse stoßen und konkrete Prüfungen anregen. So jedenfalls die Hoffnung der beteiligten Planer. Die von manchen Besuchern geäußerte Hoffnung, dass die Gemeinde Gauting solche Netze bauen könnte, ist leider völlig irreal. Erstaunlich ist, dass es immer noch Bürger gibt, die keine Vorstellung davon haben, wie schlecht es um Gautings Finanzen bestellt ist. Die Gemeinde kann nur mit Ach und Krach nötigste Pflichtaufgaben erfüllen und ganz gewiss keine großen Investitionen für Energienetze stemmen.
Der Entwurf der Wärmeplanung ist auf der Webseite der Gemeinde veröffentlicht. Bis zum 14.9. kann jeder Bürger Anregungen geben. Der sehr detaillierte Bericht enthält viele wertvolle Informationen für alle, die sich konkret mit ihrer Heizungssituation befassen wollen oder müssen.
Aber was ist mit der Tiefengeothermie – wann kommt die denn?
Viele Bürger schauen mit großer Symphatie und Erwartung auf die schon vor längerer Zeit vorgestellten Pläne zur Realisierung der Tiefengeothermie für Gauting. Wir hatten mehrfach dazu berichtet, zuletzt aus der Anhörung aller Beteiligten Unternehmen im Gemeinderat im März. Die schlechte Nachricht – Gautings Wirtschaftsförderer Dr. Fabian Kühnel-Widmann und Dominik Reingruber (Geothermie Gauting/KWA Contracting) waren sehr pessimistisch, dass die Silenos (Unternehmerfamilie Schulte-Middelich und Strabag als Investor) einen realistischen Preis für die Geothermie anbieten können. „Eine Einigung ist derzeit nicht absehbar“ war die nüchterne Aussage. Erstaunlich, da im März im Gemeinderat die Silenos noch fest in Aussicht gestellt hatte, einen attraktiven Preis anbieten zu können („Für den Endkunden soll es am unteren Ende der Bandbreite von 12,3 – 19.3 ct/kwh liegen). Vertreter von Silenos waren bei der Veranstaltung im Bosco leider nicht zugegen, wir konnten im Anschluss dort niemanden erreichen. Im März hatte der Gemeinderat deutlich gemacht, dass er eine zeitnahe Verständigung erwartet, spätestens im Oktober sollen alle wieder zur Gemeinderat-Sitzung eingeladen werden. Das klingt leider nicht sehr ermutigend.
Gewerbepark Gauting – es geht voran!
Dagegen scheinen andere für Gauting wichtige Vorhaben nach langen Diskussionen jetzt wirklich voranzukommen. Für den Gewerbepark Gauting auf der ehemaligen Golfwiese am Penny-Kreisel haben Bauausschuss und Gemeinderat erforderliche Beschlüsse gefasst, als nächstes kommen die Teiländerung des Flächennutzungsplans und Vorentwürfe des Bebauungsplans in die öffentliche Auslegung. Dieses Vorhaben ist ein wichtiger Schritt, um insbesondere bereits ortsansässigen Betrieben eine gute Zukunftsperspektive in Gauting anbieten zu können.
Bezahlbares Wohnen auf dem ehemaligen AOA-Areal
Manche sagen ja nach 10 Jahren Diskussion und Planungszeit, „das wird nie etwas“. Aber als im Mai 220 Flüchtlinge aus dem ehemaligen AOA-Gebäude auszogen, kam Hoffnung auf. Zumal das Landratsamt erklärte, diese Flächen auch zukünftig nicht mehr zu benötigen, da Ersatzflächen zur Verfügung stünden und seit einiger Zeit der Zustrom neuer Flüchtlinge sich enorm reduziert habe.
Jetzt soll das AOA-Gebäude abgerissen werden, wenn das Baurecht für des gesamten Areals „Am Patchway Anger“ gesichert ist. Die öffentliche Auslegung des Bebauungsplans ist abgeschlossen, jetzt werden die vorgebrachten Anregungen von Fachbehörden und Bürgern im Bauausschuss geprüft und abgewogen und dann wird es hoffentlich zur finalen Beschlussfassung kommen. Vielleicht werden die Bagger in 2026 rollen?
Immer wieder Kindergärten
Für junge Eltern ist es überall – leider auch in Gauting – ein großes Thema. Verlässliche Betreuungsmöglichkeiten zu finden für die Kinder, wenn die Eltern nach Elternzeit wieder arbeiten wollen oder müssen. Die Gemeinde steckt viel Energie und Geld rein, um die verschiedenen Träger zu unterstützen und neue Kapazitäten zu schaffen. Wenn dann bestehende Einrichtungen wackeln – zuletzt das Vogelnest in Stockdorf – ist die Aufregung groß.
Dabei ist besonders bitter, wenn eigentlich vorhandene Kinderbetreuungseinrichtungen mangels Personals nicht belegt werden können. Und so schließt sich der Kreis. Projekte wie die Bebauung des Patchway Anger oder das von der Staatsregierung geförderte Projekt „Mooritz“ am Bahnweg zum Pippinplatz u.a. für Pflegekräfte und Kindergärtner (hierzu informativer Bericht im Starnberger Merkur) sind wichtig für Gauting. Wir wollen kein „reiche Leute“- Ort wie Grünwald sein, sondern in Gauting sollen auch Menschen mit kleinem Einkommen wohnen und nicht nur arbeiten können, die wichtig für eine intakte Gemeinde sind!