Würm Gauting

ZukunftGAUTING

Bürgeroffensive für einen starken Ort

Gauting im Herbst – eine Zeit des Missvergnügens?

Um die „großen“ Themen der Ortsentwicklung von Gauting ist es in den letzten Monaten ruhig geblieben und wenig Neues erreichte die Öffentlichkeit. Dafür umso mehr die Nachrichten und Sorgen um die multiplen Krisen, zuletzt vor allem der Überfall Russlands auf die Ukraine und die daraus entstehenden Folgen auch für uns hier vor Ort mit Flüchtlingen, die unseren Schutz suchen. Dazu Unsicherheiten durch Risiken für die Versorgung mit Gast und Strom in diesem Winter. Und eine galoppierende Inflation und Personalengpässe an allen Stellen, die auch praktische Auswirkungen für uns Bürger haben.

Gauting vor einem Winter des Missvergnügens? Wir wollen  die Themen sortieren und Ihnen einen Überblick zu geben. Vieles muss uns zu Recht Sorgen machen, aber es gibt auch gute Nachrichten.

Flüchtlingssituation

Landrat Stefan Frey, ein Glücksfall für uns Bürger im Landkreis, befindet sich seit seinem Amtsantritt im Mai 2020 im permanenten Krisenmodus. Durch seine offene Art und einer vorbildlichen Kommunikation gegenüber den Bürgern hat er viel Anerkennung gewonnen, zumal er auch eine starke Stimme gegenüber der Staatsregierung und Richtung Bundespolitik ist. Unvergessen, wie er im April 2021 mit der Beschaffung von 10.000 Impfdosen damals den „Impfstau“ im Landkreis auflöste. Umso mehr fällt auf, wie klar er die erneut unhaltbare Lage in der Flüchtlingssituation im Landkreis benennt. Knapp 5000 Flüchtlinge leben aktuell im Landkreis, ca. 2000 sind 2022 aus der Ukraine gekommen (zum großen Teil privat untergebracht), dazu über 2.800 Asylbewerber, von denen die Afghanen die mit Abstand größte Gruppe bilden. 40 % leben in Gemeinschaftsunterkünften, auch weil sie als anerkannte Asylbewerber auf dem freien Wohnungsmarkt in unserer Region keinen Wohnraum finden. Landrat Frey schlägt Alarm, weil der Landkreis überproportional Flüchtlinge zugewiesen bekommt und verlangt zu Recht, dass der Landkreis eine Atempause braucht. Dies zu „managen“ fordert das Landratsamt enorm und es kostet auch viel Geld, weil Land und Bund nicht alle mit der Betreuung verbundenen Kosten übernehmen. Jetzt sollen in Gauting ab 18.10. wieder zunächst 50 Asylbewerber im ehem. AOA-Gebäude an der Ammerseestraße unterkommen….

Bezahlbarer Wohnraum für Gauting

Beim Stichwort „AOA-Gelände“ denkt man natürlich sofort, dass auf dem Areal des sog. „Patchway Angers“ ja für etwa 700 Menschen bezahlbarer Wohnraum entstehen soll und eigentlich das alte AOA-Gebäude längst modernen Wohnungen gewichen sein sollte. Nach vielen Jahren der Diskussion soll nun in Bälde der Bebauungsplanentwurf dem Gautinger Bauzuschuss vorgelegt werden und dann mit der Anhörung der zu beteiligenden „Träger öffentlicher Belange“ und der Öffentlichkeit das Verfahren hoffentlich bald zum Abschluss gekommen sein. Zu hoffen bleibt, dass angesichts der galoppierenden Baukosten und steigenden Bauzinsen die Grundstückseigentümer noch in der Lage sein werden die Bauvorhaben zu realisieren. Zum Glück haben wir mit dem kommunalen „Verband Wohnen“ und dem Katholischen Siedlungswerk hier seriöse Partner insbesondere für die Wohnungen im Bereich „bezahlbares Wohnen“, aber günstiger werden die Mieten sicher nicht durch immer weitere Verzögerungen….

Dabei ist dies ein entscheidender Schlüssel für die Lösung vieler Probleme. Viele Eltern in den umliegenden Ortsteilen beklagen zu Recht die notorische Unzuverlässigkeit des Schulbusverkehrs – Hauptursache: Personalausfälle und insgesamt zu wenig Busfahrer. Eltern, die für ihre Kinder einen Betreuungsplatz suchen verstehen nicht, warum z.B. die Kinderkrippe im neuen Waldorf Kindergarten an der Tassilostraße nicht eröffnet wird – auch hier ist fehlendes Personal der Grund. Es ist zentral wichtig für den Erhalt eines lebenswerten Gautings, dass wir für Menschen mit „kleinem Einkommen“ bezahlbare Wohnungen schaffen, damit wir sie am Ort halten oder für uns gewinnen können. Es bleibt zu hoffen, dass dem Projekt „Patchway-Anger“ nicht weiter zeitverzögernde Knüppel in den Weg geworfen werden!

Gautings Finanzen und der Ausblick in die Zukunft

Für 2022 hat Gauting noch einen halbwegs funktionierenden Haushalt aufstellen können, aber jeder politisch Verantwortliche weiß natürlich, dass hier eine Zeitbombe tickt,

Jetzt kommen sich bereits in 2022 abschwächende Gewerbesteuereinnahmen (-1 Mio. € Erwartung gegenüber Haushaltsansatz) hinzu, 2023 erhebliche Mehrbedarfe für den Landkreis (der sich im wesentlichen aus der Kreisumlage finanziert, die die Gemeinden bezahlen müssen), inflationsbedingte Kostensteigerungen bei Personal und allen anderen Sachkosten und natürlich auch der exponentielle Anstieg der Energiekosten für die Liegenschaften der Gemeinde. Und dazu schiebt Gauting seit Jahren einen großen Investitionsstau vor sich her. Das betrifft vorrangig Pflichtaufgaben der Gemeinde, zB. für die Feuerwehr. Der in Kürze auch der Öffentlichkeit vorliegende Feuerwehrbedarfsplan wird das nüchtern darstellen. Wir können froh sein, dass wir in Gauting fünf engagierte freiwillige Feuerwehren haben mit einer großen Zahl an Ehrenamtlichen. Aber an einer guten Sachausstattung zu sparen wäre ein Verhalten wie ein Hauseigentümer, der seine Gebäudeversicherung reduziert….

Die anstehenden Haushaltsberatungen werden von Verwaltung und Gemeinderat schwierige Entscheidungen verlangen, die ganz sicher in der Bürgerschaft nicht populär sein werden.

Immerhin gibt es auch gute Nachrichten! Die Krapfbergvilla konnte an ein Münchner Brüderpaar für 1,85 Mio. € veräußert werden, die das Gebäude erhalten und restaurieren werden. Schön für das Ortsbild und ein willkommener Erlös für den Gautinger Haushalt.

Gauting Baustelle Gewerbe Ammerseestraße
Baustelle Handwerkerhof

Die neuen Gewerbegebiete – Schlüssel für eine langfristig gute Zukunft

Am Handwerkerhof  (siehe Foto) entstehen die Gebäude – eine gute Perspektive für die ortsansässigen Betriebe, die hierhin umziehen werden. Aber verdächtig still ist es um die beiden weiteren Gebiete Gautinger Feld und Galileo Park am Flughafen geworden. Gut ist einerseits, dass der Konflikt insbesondere mit Gilching wegen des Eco-Parks am Unterbrunner Feld durch die Verlagerung Richtung Flughafen gelöst wurde. Aber die Mühlen mahlen unendlich langsam trotz des unermüdlichen Einsatzes der Bürgermeisterin  und des Rathauses. Beim Galileo Park muss zunächst mit den Grundstückseigentümern (insbesondere der Bewo als Flughafenbetreiber) eine klare Verständigung gefunden werden, damit Gauting seine Ziele nach hochwertigen, gewerbesteuerstarken Betrieben dort umsetzen kann, weitere Fragen, zB. hinsichtlich des Wasserschutzes müssen auch noch geklärt werden. Und am Gautinger Feld ist die Abstimmung mit der „Höheren Landesplanungsbehörde“ bei der Regierung von Oberbayern offenbar ein zähes Unterfangen. Hier sieht man, woran es in Deutschland an allen Ecken und Enden klemmt. Wir sind inzwischen so überreguliert und mit verteilten Zuständigkeiten so kompliziert und langsam geworden, dass Vorhaben unendlich lange dauern. Dies kann auf Gemeindeebene nicht gelöst werden. Der beharrliche Einsatz der Verantwortlichen ist vielmehr anzuerkennen. Die dringend notwendige nachhaltige Steigerung des Gewerbesteuerniveaus von Gauting wird erst in langer Frist zu erreichen sein….

Ortsentwicklung

Auch hier tut sich einiges, vor allem auch aufgrund des Engagements privater Eigentümer. So könnte eine Öffnung der Würm im Ortskern von Stockdorf in den nächsten Jahren erfolgen . Und der Eigentümer des „Post-Grundstücks“ an der Pippinunterführung will nicht nur dort neu bauen sondern bietet der Gemeinde auch an, den Bahnhof auf Erbpachtbasis im Rahmen des erarbeiteten Konzeptes zu sanieren. Das könnte ein Glücksfall werden, denn aus eigenen Mitteln wir Gauting auf Jahre hinaus kaum in der Lage sein die nötigen Investitionen zu stemmen. Dann bliebe nur die Alternative, ab und an einen „Eimer Farbe“ an die Wände zu verteilen und sich im übrigen zu schämen wie Gauting den Besucher in Empfang nimmt.

Klimaschutz, Geothermie und Windkraft

Viele Initiativen sind in Gauting inzwischen auf dem Weg. Ein langfristiges Klimaschutzkonzept, das alle Initiativen bündelt und die zukünftigen Schritte definiert, wird mit der Unterstützung einer Energieagentur erarbeitet. Hier besteht großer Konsens im gesamten Gemeinderat mit großem Nachdruck an diesen Themen zu arbeiten.

Die gerade durch die Gaskrise besonders in die Aufmerksamkeit vieler Bürger rückende Frage nach alternativen Möglichkeiten zur Wärmeversorgung wird in Gauting eine neue Option als Antwort erhalten. Die Pläne für die Versorgung der Gemeinde mit Fernwärme aus Geothermie werden konkreter, der Patchway Anger soll dort angeschlossen werden und schrittweise ab 2028 soll das Netz auch die Gautinger Haushalte erreichen.

Der Landkreis hat bereits 2012 in einem Teilflächennutzungsplan Konzentrationsflächen für mögliche Windkraft-Standorte ausgewiesen (im Forst bei Buchendorf, westlich von Unterbrunn/Oberbrunn). Ob und wann dies umgesetzt wird, hängt von den konkreten Windertragsrechnungen der Standorte und den übrigen Voraussetzungen ab. Mit dem neuen „Wind an Land-Gesetz“ der Ampel-Regierung wird nun aber maximaler Druck aufgebaut. Wenn bis 2030 hier nichts Konkretes geschieht, kann ab dann in Außengebieten an allen Standorten auch ohne Bebauungsplanverfahren beliebige Windräder entstehen. Das wäre unglücklich. Es ist daher zu erwarten, dass in absehbarer Zeit konkrete Projekte auch unter der Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung interessierter Bürger vorgestellt werden.

Fazit

In vielen kleinen Schritten arbeitet die Gemeinde an der Umsetzung der „großen Themen“ zur Weiterentwicklung von Gauting, um unseren Ort lebenswert und zukunftsfest zu erhalten. Die aktuellen Herausforderungen aus dem Tagesgeschäft bleiben mühsam, manche Herausforderungen (Flüchtlinge, Personalengpässe) kann auch das Rathaus nicht wegzaubern. Der noch enger werdende finanzielle Spielraum der Gemeinde wird vermutlich zu Verteilungskämpfen und unpopulären Diskussionen und Entscheidungen im Gemeinderat führen. Man kann nur hoffen, dass der seit 2020 weitgehend sachliche und konstruktive Stil der Diskussion in der Bürgerschaft und im Gemeinderat auch in diesen Zeiten beibehalten wird!

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